# Pseudozufallszahl festlegen für Reproduzierbarkeit
set.seed(1)
<- .05
sig_level
# P-Wert bei vielen Signifikanztests ist in 5% der Fälle unter 5%
paste("False-Positive-Rate bei Präregistrierung:", mean(replicate(10000, cor.test(rnorm(100), rnorm(100))$p.value) < sig_level))
## [1] "False-Positive-Rate bei Präregistrierung: 0.0497"
# Nun werden P-Werte für alle möglichen Variationen des Korrelationstests errechnet für die Prüfung, ob mindestens einer der möglichen P-Werte unter 5% ist
# Freiheitsgrade
<- c("two.sided", "less", "greater")
alternative <- c("pearson", "kendall", "spearman")
method <- c(TRUE, FALSE)
continuity
# Datensatz vorbereiten
<- NULL
ps <- NULL
pmins
# Simulation durchführen
for (i in 1:10000) {
<- rnorm(100)
x <- rnorm(100)
y for (j in alternative) {
for (k in method) {
for (l in continuity) {
# Korrelation mit den entsprechenden Parametern berechnen
<- c(ps, cor.test(x, y, alternative = j, method = k, continuity = l)$p.value)
ps
}
}
}<- c(pmins, min(ps)) # aus allen berechneten Korrelationen die größte auswählen (d. h. diejenige mit dem kleinsten P-Wert)
pmins <- NULL
ps
}
# Wahrscheinlichkeit, eine signifikante Korrelation zu bekommen
paste("False-Positive-Rate bei P-Hacking:", mean(pmins < sig_level))
## [1] "False-Positive-Rate bei P-Hacking: 0.1306"
1. Forschungsfragen und Forschungsplanung
Literaturrecherche
Reproduzierbare Literaturrecherchen sind solche, bei denen andere Forschende beim selben Vorgehen zu derselben Literatur kommen.
Worum geht’s?
Wenn eine Literaturrecherche die Basis für ein Review oder eine Meta-Analyse bildet, muss das Vorgehen exakt beschrieben werden. Mit den “Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses (PRISMA)” haben Forschende einen Leitfaden für Reviews und Meta-Analysen. Beispielsweise sollten Entscheidungen über die Inklusion von Forschungsartikeln und Suchbegriffen für alle verwendeten Datenbanken systematisch notiert werden.
Publikationen
Carlsson, R., Batinovic, L., Hyltse, N., Kalmendal, A., Nordström, T., & Topor, M. (2024, May 12). A Beginner’s Guide to Open and Reproducible Systematic Reviews in Psychology. https://doi.org/10.31234/osf.io/59vsw
Page, M. J., McKenzie, J. E., Bossuyt, P. M., Boutron, I., Hoffmann, T. C., Mulrow, C. D., … & Moher, D. (2021). The PRISMA 2020 statement: an updated guideline for reporting systematic reviews. bmj, 372. http://dx.doi.org/10.1136/bmj.n71
Weiterführende Informationen
Website mit PRISMA Statements für verschiedene Disziplinen und in verschiedenen Sprachen: https://www.prisma-statement.org/extensions
Template für reproduzierbare Meta-Analysen: https://osf.io/ytgrp/
Workshops und Vorträge
- Video-Einführung zu PRISMA: https://www.youtube.com/watch?v=JbePmLWV76I
Präregistrierung
Eine Präregistrierung beschreibt den vollständigen Plan der Studiendurchführung im Vorhinein und erhöht damit die Vertrauenswürdigkeit und Replizierbarkeit von Befunden.
Worum geht’s?
Bei der Präregistrierung geht es darum, Fragestellungen, Hypothesen, Methoden und Analyseskripte vor der Durchführung einer Studie zu spezifizieren. Dabei wird im Idealfall jede Studie, bei welcher es zu testende Hypothesen gibt, präregistriert und in der Präregistrierung werden alle konfirmatorischen (d.h. geplanten) Tests beschrieben. Dies ist zu verschiedenen Zeitpunkten möglich (vor, während oder nach der Datenerhebung). Am wünschenswertesten ist die Präregistrierung vor der Datenerhebung, entscheidend ist allerdings der transparente Umgang mit dem gewählten Vorgehen. Präregistrierungen gibt es von sehr kurzen bis sehr detaillierten Varianten. In der Form sogenannter Registered Reports können ausführliche Präregistrierungen bei einer steigenden Anzahl an Journals vor der Datenerhebung als Paper eingereicht werden. Also ganz kurz in 5 Punkten -
Präregistrierung…
macht klar, was im Vorfeld zu einer Studie geplant und vermutet war und was nicht.
ist ein Werkzeug, um die Glaubwürdigkeit und Replizierbarkeit der Forschung zu optimieren.
erlaubt es, die eigenen Ideen früher für sich zu beanspruchen.
gibt es entsprechend der Vielfalt der Forschungsmethoden und vorhandenen Ressourcen in vielen Varianten.
ist in der Form eines Registered Reports eine vielversprechende neue Option des Publizierens.
Publikationen
Burlig, F. (2017, October 30). Improving transparency in observational social science research: A pre-analysis plan approach. Retrieved from osf.io/preprints/bitss/qemkz
Brodeur, A., Cook, N. M., Hartley, J. S., & Heyes, A. (2024). Do Preregistration and Preanalysis Plans Reduce p-Hacking and Publication Bias? Evidence from 15,992 Test Statistics and Suggestions for Improvement. Journal of Political Economy Microeconomics, 2(3), 527-561. https://doi.org/10.1086/730455
Mellor, D. T. (2017, September 23). Preregistration and increased transparency will benefit science. http://doi.org/10.20316/ESE.2017.43.018
Nosek, B. A., Ebersole, C. R., DeHaven, A. C., & Mellor, D. T. (2017, August 24). The preregistration revolution. Retrieved from osf.io/2dxu5
Nosek, B. A., & Lakens, D. (2016, August 15). Registered reports: A method to increase the credibility of published reports. Retrieved from psyarxiv.com/mgxyg
Simmons, J. P., Nelson, L. D., & Simonsohn, U. (2021). Pre‐registration is a game changer. But, like random assignment, it is neither necessary nor sufficient for credible science. Journal of Consumer Psychology, 31(1), 177-180. http://dx.doi.org/10.1002/jcpy.1207
Soderberg, C. K., Errington, T. M., Schiavone, S. R., Bottesini, J., Thorn, F. S., Vazire, S., … & Nosek, B. A. (2021). Initial evidence of research quality of registered reports compared with the standard publishing model. Nature Human Behaviour, 5(8), 990-997. https://doi.org/10.1038/s41562-021-01142-4
Weiterführende Informationen
OSF-Seite zu preregistration: https://cos.io/prereg/
Überblick und Hilfe zum Verständnis der gängigsten Präregistrierungsformulare: https://help.osf.io/article/229-select-a-registration-template
Umfangreiche Liste mit Präregistrierungs-Templates: https://osf.io/zg78t
Informationen zu Registered Reports: https://cos.io/rr/
Liste präregistrierter Studien und Registered Reports: https://www.zotero.org/groups/osf/items/collectionKey/KEJP68G9
Workshops und Vorträge
MüCOS/CERes Workshop zu Preregistration: https://osf.io/64teq
Felix Schönbrodt: Workshop Pre-registration: https://osf.io/yd487/
Charlie Ebersole and Randy McCarthy: SIPS Preregistration Workshop: https://docs.google.com/presentation/d/1MJ-kqfSzd34iO9dW5saRLHW1xq3n2Tgm_18K4uTvdfY/edit#slide=id.g233ac2beca_0_15
Video zu Preregistration: https://www.youtube.com/watch?v=EnKkGO3OM9c
Garden of Forking Paths
Eine übliche Metapher bei der Erklärung von Präregistrierungen ist der Garten der vielen Abzweigungen. Diese Metapher betrifft den Forschungsprozess oder spezifischer den Weg, den Forschende von den Rohdaten bis zum Ergebnis gehen müssen. Dabei handelt es sich nicht um eine klare Linie, sondern um einen von vielen Entscheidungen durchzogenen Weg. Bei vielen dieser Entscheidungen gibt es kein “wahr” oder “falsch”, sondern verschiedene Pfade sind möglich. Gleichzeitig führen verschiedene Wege oft auch zu verschiedenen Ergebnissen. Zweck einer Präregistrierung ist dabei nicht, dass der perfekte Pfad gefunden werden soll, sondern dass ein sinnvoller Pfad geplant wird. Die Wahl des Pfades sollte dann auf Überlegungen beruhen, die unabhängig von den Ergebnissen sind. Anders gesagt, Forschende verhindern, dass sie sich den Analyseweg aussuchen, der ihnen am besten in den Kram passt.
Lösungen
Im Folgenden sollen konkrete Möglichkeiten und Schritte der Präregistrierung am Beispiel der Umsetzung im Open Science Framework (OSF) vorgestellt werden. Ein großer Teil dieses Abschnitts befasst sich mit Informationen zu den verschiedenen Registrierungsformularen (vgl.: https://help.osf.io/article/229-select-a-registration-template). Tatsächlich überlegen Sie sich lediglich im Vorhinein, was Sie untersuchen möchten und wie. Dies beschreiben Sie in einem Formular und sichern es online.
Präregistrierung in sieben Schritten
1. Erstellen einer Registrierung
Erstellen Sie einen Account bzw. loggen Sie sich auf der OSF Seite ein (osf.io).
Gehen Sie auf das Projekt, für welches Sie eine Registrierung erstellen möchten (wenn Sie noch kein Projekt erstellt haben, gehen Sie auf: „My Projects” → „Create Project” → und geben Sie dem Projekt einen Namen).
Wählen Sie auf der „Project Overview Page” den Button „Registrations” und als zweites „New registration”.
2. Wählen Sie ein Registrierungsformular
Es öffnet sich nun ein Fenster, in dem Sie zwischen verschiedenen Formularen wählen können.
Im folgenden Abschnitt „Registrierungsformulare” können Sie einen Blick in vier verschiedene Formulare werfen und so erfahren, welche Informationen Sie zum Bearbeiten dieser benötigen werden.
Durch Klicken auf das „i”-Symbol finden Sie weitere Informationen zu den einzelnen Formularen.
Wählen Sie, nachdem Sie sich entschieden haben, das Formular aus und klicken Sie „Create draft”.
3. Füllen Sie das Formular aus
Beantworten Sie die Fragen, etwa zum Status des Projekts und dem Grund für die Registrierung.
Wenn Sie „Safe as Draft” klicken (unten links auf jeder Seite) können Sie Ihren aktuellen Stand speichern und zu einem späteren Zeitpunkt weiterbearbeiten (oder auch komplett löschen).
Haben Sie das Ausfüllen beendet, wählen Sie „Preview for submission” (unten rechts auf jeder Seite).
4. Vorschau anzeigen und registrieren
Kontrollieren Sie Ihr Formular auf Fehler (dies ist hierfür die letzte Möglichkeit!).
Weitere Änderungen sind durch Klicken des „Continue editing”-Buttons (unten links) möglich.
Wenn Sie zufrieden sind, wählen Sie „Register” (unten rechts). Ein Fenster wird sich öffnen und Sie nach den gewünschten Privatsphäre-Einstellungen fragen.
Beachten Sie, dass das gesamte Projekt präregistriert ist und Sie ggf. nicht-anonyme Daten zum Zeitpunkt der Präregistrierung entfernen sollten.
5. Auswahl der Privatsphäre-Einstellungen Ihrer Registrierung
Sie können im „Registration Choice” Menü zwischen „Make registration public immediately” und „Embargo registration up to 4 years” wählen. Nach Ablauf des Embargos ist Ihre Registrierung öffentlich und erscheint z. B. als Publikation bei Literatursuchen oder -alerts über Google Scholar.
Wenn Sie Ihre Registrierung noch nicht öffentlich machen möchten, wird ein „Embargo end date” Feld unter dem Menü erscheinen.
Wenn Sie auf das „Embargo end date” Feld klicken, können Sie auf dem erscheinenden Kalender das Enddatum des Embargos festlegen.
Wenn Sie bereit sind, Ihre Registrierung abzuschließen, klicken Sie „Continue” und Ihr registriertes Projekt wird erscheinen.
6. Zustimmen oder Ablehnen der Registrierung
Wenn das Projekt registriert ist, werden alle Mitglieder des OSF-Projekts mit Administrationsrechten via E-Mail benachrichtigt und können durch Verfolgen des Links der Registrierung zustimmen oder diese ablehnen.
Wenn alle Administratoren zugestimmt haben oder 48 Stunden vergangen sind, tritt die Registrierung in Kraft.
Wenn ein Administrator nicht zustimmt, wird die Registrierung abgebrochen und Sie werden via E-Mail benachrichtigt.
Sie haben nach Absenden der Registrierung die Möglichkeit, sie zu verändern (update) oder zu löschen. Ersteres sollten Sie nur im Falle von Veränderungen vor der Datenerhebung tun. Letzteres führt nicht dazu, dass die Registrierung verschwindet, sondern nur, dass sie zurückgezogen wurde (ähnlich wie bei Retraction Notices).
7. Unterschied zwischen Projekt und Registrierung
- Haben Sie Ihre Präregistrierung abgeschlossen, so zeigt ein Wasserzeichen an, dass Registrierungen nur zu lesen (und nicht zu bearbeiten) sind. Auf der „Registration Overview” Seite finden Sie weiterhin ein blaues Warnsignal (oben) was anzeigt, dass das Projekt eine Registrierung und einen Link zurück zum originalen Projekt beinhaltet.
Registrierungsformulare
Hier werden vier der am häufigsten gebrauchten Registrierungsformulare kurz vorgestellt. Dies soll einen kurzen Überblick über die abgefragten Themengebiete und den Umfang der Formulare geben. Möchten Sie in ein Registrierungsformular einen ausführlicheren Blick werfen, so finden Sie diese im Anhang. Zuerst wird hier das kürzeste und abschließend das ausführlichste Registrierungsformular behandelt. Diese Sortierung wird auch im Anhang beibehalten. Es gibt eine Reihe weiterer Formularvorlagen (siehe bspw. https://osf.io/zg78t). Natürlich können Sie sich auch ein persönliches, für Ihre Forschung maßgeschneidertes Präregistrierungstemplate zusammenbauen und dieses als open-ended registration oder in Ergänzung einer der anderen Registrierungsvorlagen hochladen. Präregistriert werden können sowohl konkrete Hypothesen als auch explorative Fragen, wobei sie jeweils als solche kenntlich gemacht werden sollten. Im Idealfall ist der Analsye-Plan mitsamt Analyse-Skript Teil der Präregistrierung, da ansonsten die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass Entscheidungen nicht spezifiziert wurden (z. B. ob eine Hypothese gerichtet ist, welche genauen Einstellungen für ein statistisches Modell verwendet werden, usw.).
Gütekriterien einer Präregistrierung
Formulare sollten drei Gütekriterien entsprechen:
Vollständigkeit/Präzision: Sie sollten Ihr gesamtes Forschungsvorhaben so detailliert wie möglich beschreiben, um sich selbst aller möglichen Freiheitsgrade zu berauben. Bereiten Sie idealerweise einen Analyseplan in Form eines unmissverständlichen Analyseskriptes vor. Wenn Sie z. B. nur sagen, dass Sie Variablen X und Y miteinander korrelieren werden, steigt der Alpha-Fehler von 5% auf über 10%, da Sie damit nicht die Alternativhypothese, Kontinuitätskorrektur, den genauen Korrelationskoeffizienten, usw. spezifiziert haben. Um das Analyseskript zu prüfen, können Sie z. B. Zufallsdaten simulieren oder ggf. Zufallsdaten über Ihre Fragebogensoftware generieren lassen.
Struktur: Andere Forschende und Peer-Reviewer sollten die nötigen Details möglichst schnell finden. Nutzen Sie ein Template mit klaren Überschriften, schreiben Sie keine langen Texte (außer beim Registered Report).
Passung: Welche Freiheitsgrade Sie haben, hängt stark von der Studienart (z. B. korrelative Studie / Experience Sampling / Experiment) und der Datenart (Primärdaten / Sekundärdaten / Inzidentelle Daten) ab. Benutzen Sie ein möglichst passendes Template oder - falls keines vorliegt - erstellen Sie eins.
Open-Ended Registration
Bei diesem Formular werden Sie aufgerufen, eine narrative Zusammenfassung von dem, was in Ihrem Projekt enthalten ist, zu geben. Es gibt keine Mindestzeichenanzahl.
OSF-Standard Pre-Data Collection Registration
In diesem kurzen Formular werden Sie gefragt, ob die Datenerhebung für dieses Projekt bereits begonnen hat und ob Sie die Daten gesichtet haben. Sie erhalten zudem die Möglichkeit, weitere Kommentare entsprechend der open-ended registration über Ihr Projekt abzugeben.
ASPREDICTED PREREGISTRATION
In diesem Formular beantworten Sie acht Fragen, die auf der Verfahrensweise von AsPredicted.org basieren.
Wurden bereits Daten für diese Studie erhoben? (Ja/Nein)
Was ist die zentrale Frage, beziehungsweise Hypothese, die in dieser Studie untersucht wird?
Beschreiben Sie die wichtigste abhängige Variable und wie Sie erhoben werden wird.
Wie viele und welche Bedingungen wird es geben, denen Versuchspersonen zugewiesen werden können?
Spezifizieren Sie exakt, welche Analysen Sie durchführen werden, um Ihre hauptsächliche Frage/Hypothese zu testen.
Gibt es zusätzliche Analysen?
Wie viele Beobachtungen werden erhoben werden / was wird Ihre Stichprobengröße determinieren? (Sie müssen hier Ihre Entscheidung nicht begründen, nur die Methode nennen, wie die Anzahl festgelegt wurde.)
Möchten Sie noch etwas Weiteres präregistrieren?
Abweichungen von Präregistrierungen
Es kommt sehr häufig vor, dass Sie von Ihrer Präregistrierung abweichen müssen oder Teile unzureichend spezifiziert haben. Gründe für Abweichungen sind vielfältig, zum Beispiel:
In der Präregistrierung wurde etwas nicht spezifiziert, wozu Sie später Stellung nehmen mussten (z. B. lag Varianzheterogenität vor, wie Sie damit umgehen, haben Sie nicht geplant).
Ein Fehler war vorhanden (z. B. war im Analyseskript ein Programmierfehler, bei dem die falsche Variable genommen wurde).
Aufgrund der vorhandenen Daten, mussten Sie von Ihrem Plan abweichen (z. B. gab es zu wenige Versuchspersonen in einer der Untergruppen, sodass Sie diese Gruppe für eine Analyse ausschließen mussten).
In allen diesen Fällen ist eine Abweichung unproblematisch, jedoch sollten Sie transparent damit umgehen. Erklären Sie in der Diskussion Ihres Artikels für jede Abweichung:
Grund: Warum haben Sie sich nicht an die Präregistrierung gehalten?
Änderung: Wie sind Sie stattdessen vorgegangen?
Auswirkung (falls möglich): Wie hat sich diese Änderung auf die Ergebnisse ausgewirkt?
FAQ
Kann ich einen schon existierenden Datensatz für meine Präregistrierung verwenden?
Ja, das geht, so lange hinsichtlich der präregistrierten Aspekte relevante Ergebnisse noch nicht bekannt sind. Optimalerweise findet die Präregistrierung selbstverständlich vor dem Beginn der Datenerhebung statt – dies ist aber nicht immer möglich, bspw. wenn eine eigene Datenerhebung bereits begonnen wurde oder abgeschlossen ist oder wenn es um die Sekundäranalyse bestehender Datensätze geht. Ziel der Präregistrierung ist es, Analyseentscheidungen, die auf bekannten Resultaten der betreffenden Daten basieren, zu vermeiden. Zentral ist Transparenz hinsichtlich des Stands der Datenerhebung, der Bekanntheit der Daten und etwaiger Voranalysen. Zum Beispiel kann spezifiziert werden, dass…
der Datensatz bereits besteht, allerdings noch nicht gesichtet wurde (z. B. liegt das Datum der Präregistrierung vor dem des Datennutzungsvertrages, den Sie mit einem Panelbetreiber abschließen).
der Datensatz bereits gesichtet und ggf. voranalysiert wurde (beispielsweise von einer anderen Institution), allerdings dem Forscher oder der Forscherin noch nicht zur Verfügung steht und auch keine Informationen zur Sichtung und ggf. Voranalyse der Daten durch Dritte zur Verfügung stehen.
der Datensatz schon gesichtet wurde, allerdings noch keine Analysen, die die aktuelle Forschungsfrage betreffen, durchgeführt wurden. Es muss dann aber sehr klar beschrieben werden, welche Analysen bereits durchgeführt wurden und sichergestellt werden (z. B. mittles Analsyeskript oder Journal-Datei in SPSS), dass diese tatsächlich in keiner Weise informativ hinsichtlich der registrierten Hypothesen sind.
Eine Präregistrierung ergibt keinen Sinn, wenn schon relevante Ergebnisse bekannt sind.
Können Dokumente auch privat bleiben?
Wenn Sie Ihre Präregistrierung über „aspredicted” oder über osf.io erstellen, kann diese zunächst auch für einen definierten Zeitraum privat bleiben.
Im OSF wird jede Präregistrierung zu einem bestimmten Zeitpunkt veröffentlicht. Hier ist der Ansatz, das „file drawer-problem” abzuschwächen (andernfalls würden diese wegen nicht passender Resultate möglicherweise privat bleiben). Weiterhin wird so verhindert, dass für die selbe Studie viele Präregistrierungen erstellt werden und am Ende nur die passende veröffentlicht wird.
Gibt es Nachweise, dass Präregistrierung funktioniert?
Ja, die Qualität von Registered Reports ist höher als die von Studien, die nach dem klassischen Publikationsmodell veröffentlicht wurden (https://doi.org/10.1038/s41562-021-01142-4). Präregistrierungen mit Analyseplan sind weniger anfällig für P-Hacking und Publikationsbias (https://doi.org/10.1086/730455). Vereinzelt haben Meta-Analysen Effektstärken von präregistrierten vs. nicht-präregistrierten Studien verglichen, wobei präregistrierte Studien kleinere Effekte hatten (z. B. Körner et al., 2022, S. 75).
Ein Großteil aller Forschenden wendet Questionable Research Practices (QRP, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0304342, https://doi.org/10.1371%2Fjournal.pone.0263023) an und gefährdet damit die Robustheit und Vertrauenswürdigkeit von Wissenschaft. Präregistrierungen sind ein einfaches und effizientes Mittel dagegen.
Wie wichtig ist es, das Analyseskript zu präregistrieren?
- Eine Präregistrierung ohne Analyseskript verringert die Freiheitsgrade nur unzureichend (https://doi.org/10.1086/730455). Mit einer einfachen Simulation lässt sich zeigen, wie die False-Positive-Rate durch fehlenden Details selbst bei einfachen Korrelationen von 5% auf über 10% steigt. Komplexere statistische Verfahren haben mehr Freiheitsgrade und sind daher anfälliger. Dazu kommen Freiheitsgrade bei der Datensammlung und Datenaufbereitung, die für sich genommen die False-Positive-Rate auf über 60% ansteigen lassen (https://doi.org/10.1177/0956797611417632).
Könnte nicht im Nachhinein „präregistriert” werden (also geschummelt)?
Dies wäre eine klare Täuschung und ist daher hoffentlich in den meisten Fällen eindeutiges wissenschaftliches Fehlverhalten.
Die Präregistrierung hat einen Zeitstempel. Wenn der Zeitpunkt der Datenerhebung bekannt ist, lässt sich prüfen, ob letztere vor der Präregistrierung begonnen wurde.
Bei Registered Reports wäre dies schwierig, da Reviewer aller Wahrscheinlichkeit nach Änderungen hinsichtlich der Datenerhebung im Review Stadium vorschlagen werden.
Begrenzt Präregistrierung nicht die explorative Forschung?
Nein, auch explorative Fragen können und sollen präregistriert werden.
Auch können selbstverständlich weiterhin zusätzliche (über die Präregistrierung hinausgehende) Fragen und Auswertungsmethoden exploriert werden – die entsprechenden Fragen/Analysen müssen dann nur im Manuskript explizit als explorativ gekennzeichnet werden.
Die Absicht von Präregistrierung ist es nur, dass der Unterschied zwischen explorativen und konfirmatorischen Resultaten klar und transparent gemacht wird.
Könnte meine Idee nicht geklaut werden, wenn ich sie öffentlich mache?
Durch die Präregistrierung wird festgehalten, dass die Idee von Ihnen ist.
Ist es trotzdem ein Problem für Sie, so können Sie Ihre Registrierung noch für maximal 4 Jahre privat lassen.
Ist Präregistrierung nicht sehr ineffizient?
Ein Teil der Manuskripterstellung wird vorverlagert - auf den Zeitpunkt vor der Studiendurchführung. Außerdem lassen sich Fehler vorab besser vermeiden und das analytische Vorgehen wird bereits vorab festgelegt, sodass es im Nachhinein lediglich wie geplant umgesetzt werden muss.
Bei Registered Reports wird der Publikationsprozess sogar deutlich effizienter. Sie erhalten vor dem Durchführen der Studie Feedback, sodass Fehler vermieden werden können. Darüber hinaus erhöhen Registered Reports die Planbarkeit und Sicherheit von Publikationen und machen die Wahrscheinlichkeit einer Publikation unabhängig von den Ergebnissen.
Unter welchen Bedingungen bekommt meine Publikation den „Pre-registered” Stempel?
Das Journal, in dem das Paper erscheint, bietet diese Möglichkeit an.
Ihre Registrierung ist eine öffentliche, mit Datum und Zeit gestempelte Registrierung in einem institutionellen Registrierungssystem.
Registrierung hat vor der Analyse der Daten stattgefunden.
Registriertes Design und Analyseplan korrespondieren direkt zu berichtetem Design und Analysen.
Komplette Veröffentlichung der Resultate gemäß dem registrierten Plan.
Typischerweise gelten seitens Zeitschriften die folgenden Bedingungen:
Provide the URL, doi, or other permanent path to the registration in a public, open-access repository.*
Was the analysis plan registered prior to examination of the data or observing the outcomes? If no, explain.**
Were there additional registrations for the study other than the one reported? If yes, provide links and explain.*
Were there any changes to the preregistered analysis plan for the primary confirmatory analysis? If yes, explain.**
Are all of the analyses described in the registered plan reported in the article? If no, explain.*
*No badge will be awarded if (1) is not provided, or if (3) is answered “yes” without strong justification, or if (5) is answered “no” without strong justification.
**If the answer to (2) is “no,” the notation DE (Data Exist) will be added to the badge, indicating that registration postdates realization of the outcomes but predates analysis. If the answer to (4) is “yes” with strong justification for changes, the notation TC (Transparent Changes) will be added to the badge, indicating that the analysis plan was altered but the preregistered analyses and rationale for the change are provided.
Analyse-Plan
In einem Analyse-Plan beschreiben Forschende alle Transformationen und Analysen und nehmen potenzielle Probleme und Entscheidungen vorweg.
Worum geht’s?
Bevor eine Studie durchgeführt wird, sollten Forschende ein klares Bild davon haben, welche Daten sie erheben, wie sie sie aufbereiten, welche Fälle ausgeschlossen werden und welche Analysen gerechnet werden. Im Idealfall existiert ein simulierter Datensatz oder ein Datensatz mit Werten von Testdurchläufen, für welchen das Analyse-Skript bereits programmiert werden kann. Im Fall von simulierten Daten werden Forschende zusätzlich angeregt, Verteilungen von Variablen und deren Zusammenhänge zu antizipieren. Simulierte Daten eignen sich dadurch auch für Power-Simulationen.
Publikationen
- Fife, D. (2020). The eight steps of data analysis: A graphical framework to promote sound statistical analysis. Perspectives on Psychological Science, 15(4), 1054-1075. https://doi.org/10.1177/1745691620917333
Weiterführende Informationen
- Anleitung zur Datensimulation mit R und Zufallszahlen: https://stirlingcodingclub.github.io/simulating_data/index.html
Datenmanagement-Plan
Ein Datenmanagement-Plan (DMP) hilft, den Umgang mit Daten und Ergebnissen zu planen und ist üblicherweise Teil von Projektanträgen.
Worum geht’s?
Diese Informationen stammen von der DMP-Website der Universität Münster.
Schon vor Beginn eines Forschungsvorhabens ist es wichtig und hilfreich, den Umgang mit anfallenden Daten und Ergebnissen für die kommende Arbeitsphase vorauszuplanen. Ein geeignetes Werkzeug hierfür ist der Datenmanagementplan (DMP), in dem Rahmenbedingungen und konkrete Strategien zu Erstellung und Verarbeitung, zu Umfang und Sicherung sowie ggf. späterer Veröffentlichung der anfallenden Forschungsdaten definiert und dokumentiert werden.
Ein DMP kann in einigen Disziplinen oder Förderlinien eine Voraussetzung für die Bewilligung von Drittmitteln sein und wird zusammen mit dem Projektantrag begutachtet.
Weiterführende Informationen
- Infos der Universität Münster: https://www.uni-muenster.de/Forschungsdaten/en/datenmanagement/organisieren/planen/
Registered Report
Beim Publikationsformat Registered Report wird die Zuverlässigkeit von Forschung erhöht, indem ein Forschungsartikel zusätzlich vor der Datenerhebung begutachtet wird und eine Publikationszusage erteilt wird, die unabhängig von den Ergebnissen ist.
Worum geht’s?
Registered Reports werden von einigen Journals als neue Publikationsoption angeboten. Im Unterschied zur herkömmlichen Publikationspraxis werden Manuskripte hierbei VOR der Datenerhebung eingereicht und beinhalten entsprechend noch keinen Ergebnis- und Diskussionsteil. Im Prinzip entsprechen Sie einer ausführlichen Präregistrierung inkl. theoretischem und empirischem Hintergrund und der Ableitung der Fragestellungen und Hypothesen und einem ausführlichen Methodenteil, in dem alle geplanten Methoden der Datenerhebung und Datenanalyse festgehalten sind. Registered Reports (manchmal auch Preregistered Reports genannt) durchlaufen dann ein übliches erstes Peer-Reviewverfahren, mit dem wesentlichen Unterschied, dass das Feedback der Gutachtenden tatsächlich noch in die Spezifikation der Hypothesen und die Verbesserung der Datenerhebung und -analyse einfließen kann (da die Daten ja noch nicht erhoben wurden). Nach diesem ersten Reviewverfahren bzw. nach Revisionen werden Paper entweder abgelehnt oder erhalten eine „in principle acceptance”, d.h. sie werden akzeptiert unter der Bedingung, dass die Datenerhebung und -analyse inkl. der Hypothesentestung tatsächlich so wie beschrieben später auch durchgeführt wird. Dies wird in einem zweiten Reviewschritt nach der Datenerhebung und Fertigstellung des Papers überprüft. Die Entscheidung über die finale Akzeptanz des Papers ist aber dann nur noch von der sauberen Durchführung gemäß des präregistrierten Plans und NICHT von den Ergebnissen abhängig.
Die Registered Reports sind also eine besondere Form des Publizierens, die sowohl attraktiv für Forschendeist (weil die eigene Forschung schneller und unabhängig von den Ergebnissen akzeptiert wird) als auch geeignet ist, einige der wichtigsten Ursachen der geringen Robustheit veröffentlichter wissenschaftlicher Befunde (v.a. flexible Auswahl von Variablen, flexible Regeln zum Ausschluss von Daten, Hypothesen, Analysemethoden, post-hoc Generierung von Hypothesen gemäß der Ergebnisse, keine Veröffentlichung von Nullbefunden) zu beseitigen. Momentan verwenden 89 Journals Registered Reports als reguläre Einreichungsoption oder Teil einer einzelnen besonderen Ausgabe. Eine Liste dieser Journals können Sie hier einsehen. Auch können Sie dort die spezifischen Regeln der aufgeführten Journals einsehen.
Publikationen
- Chambers, C.D., Tzavella, L. The past, present and future of Registered Reports. Nat Hum Behav 6, 29–42 (2022). https://doi.org/10.1038/s41562-021-01193-7
Weiterführende Informationen
Website des COS zu Registered Reports: https://www.cos.io/initiatives/registered-reports
Liste teilnehmender Zeitschriften: https://docs.google.com/spreadsheets/d/1D4_k-8C_UENTRtbPzXfhjEyu3BfLxdOsn9j-otrO870/edit?gid=0#gid=0